Der Anschein zählt, aber nicht immer. Mit dieser Abstimmung hat das irakische Parlament, Sonntag, die Abreise der amerikanischen Truppen entschieden. Es sieht aus als hätte sich Donald Trump verzockt. Weit davon entfernt in eine Schwäche des Iran zu münden, überdeckt die Ermordung des Generals Soleimani, essentielle Figur der islamischen Republik, die Vereinigten Staaten im ganzen Nahen Osten mit Schmach und führt zum Verlust Iraks an die Mollahs.

Amerika ist der Mörder, Iran das Opfer Staatsterrorismus. Zur gleichen Zeit wo in Teheran, Pragmatiker wie Konservative sich gegen Washington zusammenschließen, überfließt die amerikanische Presse mit Artikeln zur Strategie, die Donald Trump im Sinne habe und die zu diesem Drohnenschuss führte. Man sieht hier wenig Strategie, aber wäre das ein Wettstreit, dann hätte bis jetzt nur das iranische Regime gepunktet.

Das sind die Fakten. Sie werden nicht oft besprochen, aber nichts verbietet eine andere Lektüre dieser Krise, denn Donald Trump hat es geschafft die iranischen Führungskräfte vor eine unmögliche Alternative zu setzen, da es nun für sie genauso riskant ist den Tod Qassem Soleimanis zu rächen sowie die Spirale der Geschehnisse zu vermeiden.

Nehmen wir die erste Hypothese, also die in der sie sich der Ermordung des Mannes rächen, der der Architekt der iranischen Projektion im ganzen Nahen Ostens ist und dessen Tod im letzten Bastion der syrischen Opposition in Idlib gefeiert wird, denn es war er der es Bachar al-Assad erlaubt hatte sein Volk abzuschlachten und der, vor allem, die Revolutionsgarde, diese Armee des Regimes, die blutig die Proteste im November niedergeschlagen hatte, verkörperte. Diese Rache hat die islamische Republik bereits angekündigt. Sie hat sie angekündigt und wenn sie sie direkt oder über ihre libanesischen, syrischen, jemenitischen oder irakischen Mittelsmänner ausführt, wird der amerikanische Gegenschlag gegenüber dem iranischen Gegenschlag unmittelbar und hart sein.

Der Senator Graham, der Trump sehr nahesteht, hat seit Freitag die iranischen Führungskräfte gewarnt, dass ihre Ölfelder bombardiert werden würden, wenn sie den Interessen der Vereinigten Staaten oder ihrer Staatsangehörigen im Wege stehen würden. Donald Trump hat den Nagel hineingehämmert in dem er über die ‘‘52 Ziele‘‘ sprach, die er bombardieren könnte.

Die Nachricht des Weißen Hauses ist klar : ,,Wenn ihr Ausschlagt, werden wir euch dafür bezahlen lassen.‘‘ Es gibt wenige Gründe an dieser Drohung zu zweifeln, da die Vereinigten Staaten über alle Mittel verfügen um sie in die Tat umzusetzen, aber, umgekehrt, was würde passieren, wenn die iranischen Führungskräfte so weise wären diese Warnungen ernst zu nehmen und diese Kröte runterschlucken und nicht reagieren würden?

Sie würden schwere Zerstörungen ihrer zivilen und militärischen Strukturen vermeiden. Das ist nicht wenig. Das ist sogar viel, aber ihre Alliierten im Nahen Osten würden dann zum Schluss kommen, dass sie sich nicht mehr auf ihren Schirmherren, dem Iran, einzig verlassen könnten. Die ganze regionale Situation würde sich verändern und das nicht zugunsten Teherans. Manche Iraner würden ihrerseits behaupten, dass ihr Regime nicht unsterblich sei. Die ganze iranische Situation wäre grundlegend verändert und die sozialen Unruhen könnten wieder Aufschwung erhalten ohne dass es für immer möglich sei auf die Proteste gegen den Elend zu schießen. Während Konservative und Pragmatiker sich in Teheran zerfleischen würden, müsste Bachar Al-Assad dann nach neuen Unterstützern suchen, während, bereits sehr geschwächt von den Protesten in Beirut und Bagdad, die libanesische Hisbollah und die pro-iranischen Milizen Iraks sich auf den neuen nationalen und regionalem Schachbrett zurechtfinden müssten.

In einer sowie in der anderen Hypothese, können die iranischen Führungskräfte nichts als weiter durch ihre Taten oder Untätigkeit gegenüber dieser Ermordung und Machtprobe geschwächt werden und man muss also einsehen, dass, bewusst oder nicht, Trump seinen Moment nicht schlecht ausgewählt hat. Aufsteigender Stern des Nahen Ostens nach dem Umsturz Saddam Husseins durch die Vereinigten Staaten, hat es die Islamische Republik geschafft im Irak Fuß zu fassen und ist nunmehr mit dem sozialen Unmut durch den amerikanischen Block und die Abneigung eines Protektorats, das Irakern und Libanesen aufgedrängt wurde, konfrontiert. Dieses Regime ist nicht mehr im Aufschwung, sondern im Absturz zur gleichen Zeit wo die Kassen leer werden, muss es die immer häufigeren Löcher stopfen und nun ihre Machtlosigkeit gegenüber den Vereinigten Staaten zugeben oder eine Herausforderung eingehen, die sie in die Knie zwingen könnte.

Selbst wenn es im Irak wirklich zur Abschiebung der amerikanischen Truppen käme ist es nicht klar ob der Iran noch stark genug ist um die Kontrolle über dieses riesige und zerbrochene Land zu übernehmen. Nein, Donald Trump hat nicht unbedingt schlecht gespielt, aber das Problem ist, dass mit dem Rücken zur Wand gedrängt, könnte das Regime der Mollahs den Einsatz erhöhen und der eventuelle Ruckschritt würde nicht eine Era des Friedens im Nahen Osten einläuten. Das relative Vakuum was dadurch entstünde wäre nur ein Vorspiel für die Wiederholung eines regionalem Chaos in dem Türken, Kurden und Saudis versuchen ihre Positionen zu konsolidieren zur gleichen Zeit wie Russland sich ganz alleine in einen komplizierten Orient wiederfindet, wo sie nicht sicher wären wen sie unterstützen sollten und warum.

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